Modern Warfare 3 Test (PS5) | Guter Multiplayer & solider Zombies Modus, aber trotzdem DLC-Vibes

MW3 fühlt sich bisher wie ein solides Call of Duty an, das aber nicht mit den besten Titeln der Reihe mithalten kann. Sledgehammer gibt sich wirklich Mühe und hört auf die Community, aber irgendwie werden wir das Gefühl nicht los, hier eine Art DLC zu spielen, das uns als vollwertiges Spiel verkauft wird. Insbesondere die Kampagne hinterlässt einen faden Beigeschmack...

Moder Warfare 3 Test PS5
Hier ist unsere Modern Warfare 3 Review zu Multiplayer, Kampagne und Zombies. | © Activision

Ganz ehrlich, wir sind große Fans von Sledgehammers Herangehensweise in MW3. Modern Warfare 3 hört beim Multiplayer auf die Community und erfüllt viele Wünsche, die von den letzten CoD missachtet wurden. Auch der Zombies Modus macht eine Menge Spaß, aber es fühlt sich trotzdem ein wenig an, wie ein großes DLC für Modern Warfare 2 – insbesondere die Kampagne hinterlässt diesen Eindruck. Es ist also nicht alles perfekt; wir hatten teilweise das Gefühl, eine Mischung aus BOCW, Vanguard und MWII zu spielen, aber hey, zumindest der Multiplayer macht verdammt viel Spaß und die meisten Neuerungen funktionieren sehr gut.

Wir haben bereits in der Multiplayer Beta ausführlich getestet, die Kampagne abgeschlossen und direkt zum Launch schon mehrere Stunden in Mutliplayer und Zombies versenkt. Wir konnten uns also schon ein sehr gutes Bild von allen Inhalten von MW3 machen und versuchen es in diesem test so gut wie möglich zusammenzufassen und auf den Punkt zu bringen.

📌Call of Duty: Modern Warfare III
Release:10. November 2023
Preis:69,99 €
Plattform:PlayStation 5, PlayStation 4, Xbox Series X|S, Xbox One & PC
Entwickler:Sledgehammer Games (Lead)
Publisher: Activision
Genre:FPS

Modern Warfare 3 Review

Inhalt

  1. Gameplay
    1. Movement
    2. Gefechte
    3. Balancing
    4. Spawns
  2. Inhalt
    1. Maps
    2. Modi
    3. Übernommener MW2 Content
  3. Audio-Visuell
    1. Grafik
    2. Sound Design
    3. Technische Probleme
  4. Zombies
  5. Kampagne
  6. Fazit

1. Gameplay

Was uns beim Gameplay direkt auffällt, ist, dass es in Modern Warfare 3 wieder eine deutlich höhere Skill Gap gibt als noch in den vergangenen CoDs. Wir mussten uns beim Testen tatsächlich mehrfach zurückhalten, nicht über das SBMM herzuziehen, wenn wir mal wieder von irgendwelchen Schwitzern zerlegt wurden. In MW3 muss man sich einfach erstmal daran gewöhnen, dass man vermutlich nicht ganz so gut ist, wie MW2 oder Vanguard es einem vorgespielt haben...

1a. Movement

Das Movement in MW3 dürfte die Community mal wieder spalten. Slide-Cancelling ist zwar wieder zurück, aber bei weitem nicht so effektiv wie früher. Das liegt an einem kurzen Delay nach der Slide-Animation, die sich etwas seltsam anfühlt.

Abgesehen von dieser einen Mechanik ist das Spiel aber unglaublich schnell. Klettern, Rennen, Strafen, alles ist deutlich flotter als noch in MW2. Zusätzlich gibt es noch eine Menge Waffenaufsätze und Perks, die euer Movement weiter verbessern können. Sei es "Verbessertes ADS beim Springen", um speziell das Jumpshotting zu verbessern oder erhöhte Strafe-Geschwindigkeit, wenn man die passenden Schuhe auswählt.

Das flotte Movement hat uns auf jeden Fall sehr gut gefallen und sorgt dafür, dass Spieler wieder aggressiver in Gefechte gehen und weniger einfach nur bestimmte Ecken einer map abcampen.

1b. Gefechte

Die Waffen fühlen sich nicht ganz so gut an, wie bei den Infinity Ward-Titeln, aber die Gefechte an sich sind eine klare Verbesserung zu MW2. MW3 hat eine deutlich höhere TTK, was erstmal gewöhnungsbedürftig ist, aber zu spannenderen Auseinandersetzungen führt. Wird man von hinten angeschossen, hat man jetzt tatsächlich Zeit zu reagieren, was durch das flotte Movement noch weiter begünstigt wird.

Modern Warfare 3 Review 1
Die Waffen haben nicht das Infinity-Ward-Feeling, fühlen sich aber trotzdem gut an. | © Activision

Ebenfalls lobenswert ist das neue Rückstoßmodell. In MWII hatten die meisten Waffen so heftigen visuellen Rückstoß, dass man sich oft einfach auf den Aim Assist verlassen musste. Modern Warfare 3 reduziert den visuellen Rückstoß deutlich, kompensiert das aber auch mit schwächerem Aim Assist. Insgesamt fühlen die Gefechte sich dadurch deutlich besser an und viele eurer Tode fühlen sich nicht mehr ganz so beliebig an.

1c. Balancing

Die Balance zwischen MPs und Sturmgewehren fühlt sich dieses Jahr ziemlich gut an, wobei es endlich auch ein paar Kampfgewehre gibt, die es in die Meta schaffen. Die MPs spielen sich wieder deutlich mehr wie MPs, was bedeutet, dass sie auf größere Distanzen keine Chance mehr haben, aber im Nahkampf extrem vom schnelleren Movement profitieren. Die Sturmgewehre im Gegenzug sind auf mittlere Distanzen sehr stark, im Nahkampf aber häufig zu langsam, weshalb es eine gute Balance und somit auch einen Grund gibt verschiedene Waffenklassen zu spielen.

Auch das neue Perk-System scheint gut zu funktionieren. Es ist im Grunde nur ein Re-Skin des klassischen Systems, aber die Art und Weise, wie die Perks kategorisiert wurden, ist sehr clever und zwingt uns, wichtige Entscheidungen zu treffen. Wir können also nicht mehr alle "op Perks" auf einmal nutzen, sondern müssen wählen.

Das Equipment ist der einzige Bereich, der uns noch zu denken gibt. Battle Rage ist jetzt im Taktik-Slot, was es unserer Meinung nach etwas zu stark macht. Außerdem machen uns die Wurfmesser Sorgen, da sie extrem schnell und simpel zu nutzen sind, was die extra erhöhte TTK auszuhebeln scheint. Hier kann durch kleinere Balance-Patches aber leicht nachgebessert werden.

1d. Spawns

Die Spawns sind bisher in Ordnung. Nicht perfekt, aber auch kein Reinfall. Teilweise wird man immer noch mitten in der Map oder vor dem Lauf eines Gegners gespawnt, aber wir hatten schon deutlich schlimmere Spawns in vergangenen CoDs.

2. Inhalt

Hier wirds jetzt etwas kontroverser, immerhin ist so ziemlich alles in MW3 einfach nur ein Remake des originalen MW2 von 2009. Reicht es den Spielern ausschließlich Map Remakes zu bekommen?

2a. Karten

Die Maps sind sehr gut gestaltet, wie schon damals in MW2 von 2009, und passen perfekt zum MW3 Gameplay. Skidrow und Estate waren bisher die etwas größeren Karten, während Favela und Rust eher kleiner und flotter sind. Je nach Spielmodus, fühlen die Maps sich besser oder schlechter an, alles in allem sind wir aber sehr zufrieden.

Die Maps sind nicht 1:1 identisch mit ihren Vorbildern, haben aber eine sehr ähnliche Struktur wie die Originale. Gerade ältere Spieler werden sich hier gleich heimisch fühlen, aber lasst euch nicht von Nostalgie einlullen... Ja, die Maps machen Spaß und sind gut designt, aber auch im originalen MW2 gab es Maps, die einfach nicht gut waren.

Aber seien wir mal ehrlich, MW2 kam 2009 raus, weshalb die Maps für die meisten heutigen Spieler tatsächlich neu sein dürften. Außerdem haben wir endlich wieder Map-Voting und somit Einfluss darauf, welche Map als nächstes gespielt wird.

2b. Modi

Bisher hat MW3 einen Haufen altbekannter Modi (Ground War, TDM, Domination, Kill Confirmed und Hardpoint) und die neue 3v3v3-Variante von Gunfight namens Cutthroat sowie den War-Modus aus WW2 (mit eigener Karte). Was die traditionellen Modi angeht, waren wir sehr positiv überrascht, wie gut vor allem die Objective-basierten Modi auf allen Maps funktioniert haben. Lediglich Team Deathmatch hat sich insbesondere auf größeren Maps einfach zu sehr in die Länge gezogen. Insgesamt also nichts Besonderes, aber es funktioniert gut.

MW3 gameplay mechanics
Grafisch ist MW3 wie immer ein absolutes Brett. | © Activision

2c. Übernommener MW2 Content

Unserer Meinung nach war das keine gute Idee. Erstmal freut man sich vielleicht, dass man all seine Operator und Waffen aus MW2 auch in MW3 weiter nutzen kann, es führt aber dazu, dass wir viel zu viele Waffen und vor allem Aufsätze haben. Jede MW3 Waffe kann auch die schon freigespielten MW2 Aufsätze nutzen, hat aber zusätzlich nochmal genauso viele MW3 Aufsätze, die freigeschaltet werden können. Die unterscheiden sich aber kaum von den anderen, was sie etwas überflüssig macht. Außerdem fühlt es sich komisch an, direkt zum Launch wieder mit den selben schon aufgelevelten Waffen aus MW2 erschossen zu werden.

3. Audio-Visuell

Wie üblich für ein Call of Duty sieht MW3 mal wieder verdammt gut aus und der Sound kann auch überzeugen. Die Grafiken sind scharf und detailliert, und die Soundeffekte sind beeindruckend. Es gibt jedoch einige Probleme mit der Audio-Balance, insbesondere bei Schritten, die in bestimmten Situationen schwer zu hören sind.

3a. Grafik

Die Beleuchtung und die Farbpalette von MW3 sind großartig, endlich mal nicht einfach nur ein matschiges Braun... Klar, hier und da sieht eine Map mal etwas eintönig aus (Rust...), aber so ist das nunmal, wenn man einen Haufen alte MW2 Karten neu herausputzt. Allerdings hat MW3 derzeit noch ein bisschen Probleme mit der Sichtbarkeit von Feinden und Verbündeten. Das kann zwar leicht nachgepatcht werden, ist unser aber negativ aufgefallen.

Größere Probleme gibt es allerdings auf den Old-Gen-Konsolen, wo die Auflösung augenscheinlich deutlich runtergeschraubt wurde. Nicht nur ist die Grafik hier sichtbar schlechter, sondern auch die Sichtbarkeit verschlimmert sich. Die Frage ist natürlich, wie sehr das 2023 noch ins Gewicht fällt, da die meisten Spieler inzwischen auf eine PS5 oder Xbox Series umgestiegen sein sollten und hier sieht MW3 einfach hervorragend aus.

3b. Sound Design

Hitmarker und Headshot-Sounds klingen verdammt befriedigend und Totenstille funktioniert jetzt endlich auch gescheit. Wer die passenden Schuhe mit dem Totenstille-Perk nutzt, bewegt sich also wirklich komplett lautlos. Waffengeräusche und die Sounds von Granaten etc. klingen im Vergleich mit Infinity Wards Titeln aber leider etwas schwächer. Versteht uns nicht falsch, MW3 klingt immer verdammt gut, aber Sledgehammer kommt einfach nicht an den Waffensound von IW ran.

3c. Technische Probleme

Ich hätte nie gedacht, dass wir das mal über ein Call of Duty schreiben, aber das Spiel lief während der Beta und auch zum Launch absolut reibungslos. Wir hatten keine Abstürze oder Verbindungsprobleme, was wir von einem CoD eigentlich nicht gewohnt sind. Hut ab Sledgehammer Games.

4. Zombies

Es wird immer Zombies-Fans geben, die die klassische rundenbasierte Version des Modus bevorzugen und diesen Leuten muss gesagt sein: Sorry, aber MWZ ist nichts für euch. Aber für die Mehrheit der Fans, und insbesondere für diejenigen, die BOCWs Outbreak mochten, ist der neue Zombies Modus ein Fest.

Durch die Kombination der klassischen Zombies-Formel mit dem Open-World-Feeling der riesigen BR-Karte bekommen wir ein verdammt cooles Zombies-Abenteuer. Die besonders markierten schwierigeren Zonen auf der Map tragen außerdem dazu bei, etwas mehr Herausforderung zu bieten.

Third Person Zombiers
Im Zombies Modus in MW3 kann man sogar in 3rd-Person spielen. | © Activision

Im Prinzip funktioniert der Zombies Modus in MW3 wie DMZ mit Zombies und ohne PvP. Wir landen auf der riesiegen Map und erledigen Aufträge, während wir allerhand Loot sammeln.Das macht Spaß und die verschiedenen Aufträge bieten immer einen Anreiz für noch eine Runde. Zusätzlich eignet sich der Modus perfekt, um Waffen zu leveln, mit denen man im Multiplayer vielleicht nicht unbedingt Spaß hat und Challenges zur Freischaltung neuer Waffenm etc lassen sich neben dem Mutliplayer auch hier abschließen.

Das Einzige, was uns etwas stört, ist, dass der XP-Gewinn in Zombies verdammt niedrig ist im Vergleich zum Multiplayer. Ja, im multiplayer muss es natürlich mehr XP geben, weil es deutlich schwieriger ist Kill szu bekommen, aber ein bisschen mehr XP könnte der Zombies Modus schon abwerfen.

5. Kampagne

Die Kampagne ist leider wirklich enttäuschend, anders kann man es nicht sagen... Die Story endet absolut abrupt, es gibt keine besonderen Momente, die einen zum Staunen bringen, und die groß angekündigten Open Combat Missionen machen zwar Spaß, sind aber auch nichts Besonderes. Klar, in der Regel schließen nur ca. 20% aller CoD-Spieler die Kampagne überhaupt ab, da es hauptsächlich ein Multiplayer Spiel ist,aber wir haben schon deultich bessere Kampagnen gesehen, vor allem in der Modern Warfare-Reihe.

Was macht die MW3 Kampagne aber denn so enttäuschend? Kurz zusammengefasst: Sie ist viel zu kurz und endet extrem abrupt, mitten in der Story. Wir wollen hier nichts spoilern, aber ich musste nach der letzten Mission tatsächlich erstmal googlen, ob das wirklich das Ende der Kampagne war oder ob ich vielleicht irgendwas verpasst habe. Dazu kommt dann noch, dass viele Missionen sich anfühlen wie zufällige DMZ-Aufträge. Man wird in einem größeren Gebiet abgesetzt, muss drei- oder viermal dasselbe Ziel erfüllen (Hubschrauber zerstören, Tracker platzieren usw.) und dann einen Exfiltrationspunkt erreichen, um abgeholt zu werden. Die Idee dahinter ist, dass die Spieler selbst entscheiden können, wie sie die Mission angehen wollen und auf dem Weg verschiedene Waffen finden und freischalten können, aus denen sie dann theoretisch ein eigenes Loadout erstellen können. Die Realität ist aber, dass man auf dem normalen Schwierigkeitsgrad egal mit welcher Waffe durchlaufen kann und auf dem schwierigsten darauf angewiesen ist Gegnern nach Möglichkeit komplett aus dem Weg zu gehen. Die Vielfalt kommt also nicht wirklich zum Tragen.

In einer traditionellen CoD-Kampagne in der man gesriptete Level durchläuft, hat man zwar weniger Freiheiten, aber die Entwickler können das Tempo kontrollieren und großartige Momente für den Spieler kreieren, was am Ende wie ein spielbarer Actionfilm wirkt. Dieses gefühl hat uns bei der MW3 Kampagne etwas gefehlt.

An den Zwischensequenzen und der Grafik ist natürlich nichts auszusetzen und auch die Charaktere sind toll geschrieben und animiert, was es um so tragischer macht, dass die Story so abgeschnitten wirkt. Am Ende fühlt sich die Kampagne so an, als wäre sie ein Erweiterungspack für Modern Warfare 2 und wir bekommen in Zukunft ein weiteres DLC, das die Kampagne dann beendet.

MW3 Campaign Ghost Interrogation
Die Charaktere in MW3 sind toll, aber die Story leider etwas schwach. | © Activision

6. Fazit

Sledgehammer versucht mit MW3 die Kluft zwischen Treyarch- und Infinity Ward-Fans zu überbrücken, indem es Elemente aller CoD-Studios miteinander verbindet und umstrittene Änderungen des Vorgängers rückgängig macht. Es kombiniert das Setting von IW, das Gameplay von Treyarch und die Assets von Sledgehammer. Und ja, das Konzept scheint im Multiplayer aufzugehen, die Community freut sich über die höhere TTK, die Rückkehr des flotteren Movements und viele andere Features, aber es fehlt eben auch an Innovationen. Modern Warfare 3 ist ein Modern Warfare-Titel, der sich spielt wie Black Ops und von Sledgehammer geleitet wird, die es der Community um jeden Preis recht machen wollen.

Das Gesamterlebnis macht aber Spaß und sich gut an, was die Community fürs erste zufriedenstellen wird. Aber reicht das Recyclen alter Maps und das kombinieren schon dagewesener Features, um MW3 länger am Leben zu halten? Es fühlt sich, auch wegen der schwachen Kampagne, einfach immer noch an wie eine große Erweiterung für Modern Warfare 2 und nicht wie ein vollständiger neuer AAA-Vollpreis-Titel.

Wenn ihr CoD normalerweise wegen der Kampagne kauft, solltet ihr es dieses Jahr leiber überspringen. Wenn ihr euch eh auf den Multiplayer konzentriert, können wir es wärmstens empfehlen. Und wenn ihr ein Zombiespieler seid, solltet ihr euch fragen, ob ihr Outbreak gut fandet oder auf rundenbasierte Maps steht.

Wertung: 79/100

Lukas Ballat

Lukas hat Lehramt für Englisch und Geschichte studiert, bringt euch jetzt aber alles zu Call of Duty und Gaming bei und kümmert sich auch um Partner-Projekte und Kampagnen. Neben Shootern spielt er vor allem Souls-Likes, scheut aber auch nicht vor Diablo-Grind zurück....